Pop-Up Kino
Vor vielen Jahren lebte in Zell am See der Schuster Josef Guggenberger. Er stammte aus Kärnten, hatte sich dann in Zell am See verliebt und blieb einfach hier. Schnell wurde er ein beliebter und angesehener Bürger der Stadt. Aber Guggenbergere wusste nicht nur mit dem Leisten umzugehen, er hatte eine besonderes Leidenschaft für Kultur und Technik. Besonders der Film hatte es ihm angetan. Aber was tun? Für jeden Kinobesuch nach Salzburg fahren war keine Option. Und verlassen wollte er das schöne Zell am See auch nicht, er hatte hier seine neue Heimat gefunden und wollte bleiben. Und so tat Guggenberger das, was die Menschen auf dem Land bis heute tun, wenn sie finden, dass da noch etwas fehlt zu ihrem Glück: Sie machen es einfach selbst! Guggenberger mietete sich in einem Jahrhundertwendebau im Stadtzentrum ein, kaufte sich einen Projektor und begann, Filme zu spielen. Es war ein voller Erfolg!
Das „Central Kino“ – von den Einheimischen „Schusterkino“ genannt – lief so gut, dass Guggenberger 1938 das baufällig gewordene ehemalige Stadttheater kaufte und zum Kino umbaute. Zu einem grossen Kino, mit einem Saal mit über 500 Sitzplätzen. Den Erwerb des Stadttheaters und den ersten Umbau zum Kino finanzierte er sich auch durch Darlehen von seiner umfangreichen Verwandtschaft aus dem Kärtner Lesachtal – darunter auch ein Priester (obwohl die Kirche damals dem Kino wegen der vermeintlichen Unmoralität nicht gut gesinnt war). Die Darlehen wurden trotz diverser Wirtschaftskrisen stets und vollständig zurückgezahlt. Als er 1952 unerwartet verstarb, führte es seine damals 23-jährige Tochter Anny das Haus weiter und führte es in eine wahre Hochblüte. Ab den späten 1940er Jahren entdeckte die grosse Kinowelt in den Pinzgau: Zahlreiche Filme wurden in der Region gedreht, unter anderem „Das Lied von Kaprun“ mit Waltraud Haas und Joachim Fuchsberger, „Agenten sterben einsam“ mit Richard Burton und Clint Eastwood und natürlich, nennen wir es eine Posse, „Allotria in Zell am See“ mit Harald Juhnke, Beppo Brem und Hannelore Elsner. Plötzlich waren die Lichtspiele Zell am See, damals das grösste Kino im Land Salzburg, der Ort für Welturaufführungen und Premieren. Mit Elan und Leidenschaft führte „Madame Kino“, wie Anny Mayer-Schönberger respektvoll genannt wurde, die Lichtspiele Zell am See über viele Jahrzehnte. Die allererste Ausgabe von Film Fest Zell war zugleich die Abschiedsvorstellung dieses traditionsreichen Hauses, heute sind seine Pforten geschlossen.
Für uns bedeutet das: Wir bauen uns ein eigenes Kino, exklusiv für Film Fest Zell. Und zwar genau dort, wo vor fast 100 Jahren die Kinogeschichte von Zell am See ihren Ursprung hat: im Schusterkino im Herzen von Zell am See. Direkt neben dem Stadtplatz und der Stadtpfarrkirche erwecken wir den cinematischen Spirit der Vergangenheit zu neuem Leben. Dabei unterstützt uns das Salzburger Filmkulturzentrum „Das Kino“, seit Jahrzehnten eines der wichtigsten Treffpunkte für Cineasten in Westösterreich. „Das Kino“ reist komplett mit Projektor, Leinwand, Sound-Anlage und Vorführteam aus Salzburg an. Wir sorgen für ein umfangreiches Programm und die Atmosphäre, für Popcorn, Frucade und Sportgummi. Und natürlich die wunderbarsten Filmen aus aller Welt.
Enjoy!
Eure Marlene, Andreas & Johannes
Pop-Up Kino Zell am See
Pfarrsaal, Bahnhofstrasse 1
5700 Zell am See
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